Kind kratzt au pair

Kind kratzt Au Pair… was nun?

Es gibt Situationen, in denen Kinder gegenüber ihren Au Pairs handgreiflich werden. Manche hauen, andere kratzen oder beißen. Das ist nicht immer eine Frage des Alters des Kindes, eher eine Frage der Phase und der Situation. Für Au Pairs ist der Umgang mit diesen Kindern eine Herausforderung.

Veränderungen frustrieren manche Kinder mehr als andere. Das neue Au Pair wird erst mal „verstoßen“. Das Kind ist traurig, weil das letzte Au Pair nicht mehr da ist und gefühlt „Platz machen“ musste für das neue Au Pair. Kinder verstehen je nach Alter nicht unbedingt, dass der Wechsel nicht freiwillig ist, sondern gesetzlich vorgeschrieben. Natürlich kommt auch die Angst, dass auch das neue Au Pair irgendwann gehen muss und so will das Kind erst gar keine Beziehung aufbauen.

Manchmal sind es aber auch die ganz natürlichen Phasen der kindlichen Entwicklung. Wenn der Wachstumsschub den Körper schneller wachsen lässt als das der Kopf mithalten kann, fühlt sich vielleicht der eigene Körper fremd an. Wir kennen selber das Gefühl des Unbehagens, wenn wir uns unwohl fühlen, weinen könnten, aber eigentlich gar nicht wissen warum. Kinder fühlen sich sicherlich auch manchmal einfach „falsch“ und können noch viel weniger als wir ausdrücken, was gerade passiert.

Anderen weh zu tun ist natürlich nie eine Lösung, aber es ist manchmal das einzige Ventil, das ein Kind in diesem Moment hat. Dann wird der Zorn und das Unbehagen ausgelassen und Au Pairs sind meistens das schwächste Glied. Das Geschwisterchen wehrt sich, schlägt und beißt zurück oder geht schreiend zu Mami und Papi. Die eigenen Eltern lassen es sich meist nicht bieten und reagieren sehr schnell mit Bestrafung. Das Au Pair hingegen steckt erst mal ein. Es wehrt sich meistens nicht und unterbindet die Handlung auch viel zu spät.

Gastfamilien können und wollen ihren Au Pairs helfen. Was den Au Pairs am schwersten fällt, ist Durchsetzungskraft gegenüber dem Kind. Wichtig ist hierbei, dass die Gasteltern dem Au Pair klar kommunizieren, wie reagiert werden darf und wie nicht. Eine Abwehr sollte zum Beispiel nicht in Form eines Gegenangriffs erfolgen, sondern durch Unterbindung weiterer Handlungen.


Wie kann das Au Pair Regeln setzen

  • Das Au Pair sollte sich mit dem Kind zusammensetzen, am besten gleich am Anfang, und dem Kind die Regeln erklären und warum es diese Regeln gibt.
  • Je länger das negative Verhalten andauert, desto schwieriger wird es, das Verhalten zu stoppen.
  • Ältere Kinder können die Regeln mit dem Au Pair zusammen aufstellen. Werden Kinder in den Prozess aktiv eingebunden, übernehmen sie Verantwortung und nicht so sehr „von oben herab“ behandelt.
  • Bei kleineren Kindern hilft es, die Regeln aufzumalen und sichtbar hinzuhängen.
  • Kinder müssen die Konsequenzen kennen, wenn sie gegen Regeln verstoßen. Dabei ist körperliche Bestrafung natürlich niemals eine Option.
  • Eine Auszeit und das Entziehen von Privilegien als Bestrafung sollte Altersgerecht im Vorfeld definiert werden.
  • Konsequentes handeln muss jedes Mal erfolgen, wenn eine Regel gebrochen wird.

Wenn Attacken regelmäßig erfolgen, hilft es vielleicht, sich Notizen zu machen, wann die Situation eskaliert und was vorher gerade passiert ist. Oft reagieren Kinder empfindlich auf Unterzucker und werden vor Mahlzeiten launisch. Natürlich sind Kinder, die zu wenig schlafen, ebenfalls eher unausgeglichen.

Hat sich das Kind soweit beruhigt, liegt es am Erziehungsstil der Eltern und am Alter des Kindes wie mit der Situation umgegangen wird. Mit einem 2-jährigen Kind braucht man nicht diskutieren, warum die Situation gerade so eskaliert ist. Bei einem 8-jährigen Kind darf die Frage sehr wohl gestellt werden. Eine Auszeit kann wirkungsvoll sein, damit sich das Kind und auch das Au Pair erst mal beruhigen können. Weitere Konsequenzen sind situationsabhängig sicherlich ebenfalls sinnvoll.

Wichtig ist, dass sich das Kind am Ende für seine Handlung entschuldigt und das Au Pair die Entschuldigung annimmt. Eine Umarmung als Friedenssignal hilft beiden Seiten und auch eine gemeinsame Aktivität bei der beide wieder lachen können, hilft die Wunden zu heilen.

Letzendlich ist es wichtig, dass die Situationen nicht ausarten. Wenn das Au Pair unter andauernden, körperlichen Übergriffen leidet, müssen sich Gastfamilie und Au Pair zusammensetzen und eine Lösung finden. Nicht jedes Au Pair kann lernen, sich zu behaupten. Letztendlich träge die Gastfamilie auch eine Sorgfaltspflicht dem Au Pair gegenüber. Auch sollte sich die Gastfamilie überlegen, ob nicht irgendwann ein geplanter Wechsel besser ist, als dass das Au Pair resigniert, seine Motivation verliert, um dann oftmals wie aus heiterem Himmel, seinen Job hinzuschmeißen.

Als Agentur stehen wir sowohl unseren Au Pairs als auch unseren Gastfamilien gerne zur Verfügung, um die Kommunikation zu erleichtern und zu verbessern und gemeinsame Lösungen zu finden.

Weiterführende Links

Im Internet gibt es viele Artikel zu diesem Thema. Nachfolgend ein paar Links, die sich weiterführend mit der Thematik von Aggresionen bei Kindern auseinandersetzen:

Wenn Kinder wütend werden: https://www.familienhandbuch.de/babys-kinder/bildungsbereiche/soziale/WennKInderwuetendwerden.php

Wütend, bockig und rotzfrech: https://www.medizinpopulaer.at/archiv/gesellschaft-familie/details/article/wuetend-bockig-und-rotzfrech.html

Trotzphase: Trotz lass nach!: https://www.familie.de/kind/trotzphase-trotz-bei-kindern-626166.html